Im Zivilprozess müssen relevante Tatsachenbehauptungen, die von der Gegenseite wirksam bestritten werden, von derjenigen Partei bewiesen werden, für welche die Behauptung günstig ist (Beweislast).
Für die behauptende Partei besteht mitunter die Schwierigkeit, dass sie keine Zeugen oder anderen Beweismittel für ihre Behauptung anbieten kann.
Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass die betroffene Partei mit ihrem Vortrag nicht durchdringt.
Schließlich hat eine Partei in jedem Fall das Recht, vom Gericht gemäß § 141 ZPO (informatorisch) angehört zu werden.
Diese informatorische Parteianhörung ist auch nicht nachrangig gegenüber anderen Beweismitteln, wie der Bundesgerichtshof in einem Beschluss aus dem Jahr 2017 klargestellt hat (BGH, Beschluss vom 27.09.2017, Az. XII ZR 48/17):
„Die Parteianhörung nach § 141 ZPO ist allerdings kein Beweismittel, so dass auf ihrer Grundlage nicht ein Beweisantrag der Gegenpartei abgelehnt werden kann (vgl. BGH Beschluss vom 28. April 2011 – V ZR 220/10 – juris Rn. 12 ff.). Dem Tatrichter ist es nach § 286 ZPO jedoch grundsätzlich erlaubt, allein aufgrund des Vortrags der Parteien und ohne Beweiserhebung festzustellen, was für wahr und was für nicht wahr zu erachten ist (BGHZ 82, 13 = NJW 1982, 940, 941; BGH Beschluss vom 29. Oktober 1987 – III ZR 54/87 – BGHR ZPO § 141 Würdigung 1; BVerfG Beschluss vom 1. August 2017 – 2 BvR 3068/14 – juris Rn. 58 mwN). Er kann dabei im Rahmen der freien Würdigung des Verhandlungsergebnisses den Behauptungen und Angaben (vgl. § 141 ZPO) einer Partei unter Umständen auch dann glauben, wenn diese ihre Richtigkeit sonst nicht – auch nicht mittels Parteivernehmung, weil es an der erforderlichen Anfangswahrscheinlichkeit fehlt – beweisen kann (BGH Urteile vom 7. Februar 2006 – VI ZR 20/05 – NJW-RR 2006, 672 Rn. 9; vom 25. März 1992 – IV ZR 54/91 – NJW-RR 1992, 920, 921 und vom 24. April 1991 – IV ZR 172/90 – NJW-RR 1991, 983, 984), und ihr im Einzelfall sogar den Vorzug vor den Bekundungen eines Zeugen oder des als Partei vernommenen Prozessgegners geben (BGH Beschluss vom 24. Juni 2003 – VI ZR 327/02 – NJW 2003, 2527, 2528; BGHZ 122, 115 = NJW 1993, 1638, 1640).“